Was ist Yoga?

Das Wort Yoga bedeutet wörtlich übersetzt vereinen, verbinden, anjochen.  Gemeint ist das Anjochen an die eigene  raum- und zeitlose Existenz bzw. an den Ursprung der eigenen Existenz.

 

Das Handeln mit ununterbrochener, ungeteilter Achtsamkeit wird ebenfalls Yoga genannt. Solche Achtsamkeit ist nur möglich, wenn die seelisch-geistigen Vorgänge zu Ruhe gekommen sind. Eine so aufmerksam ausgeführte Handlung setzt voraus, dass sich Handlung, Denken und Fühlen im Einklang befinden. Allein dadurch entsteht Wohlbefinden, mit der Entfernung davon nimmt Unwohlsein und Rastlosigkeit zu.

 

Yoga, als Weg zum Selbst, ist die Hinwendung zur Gegenwärtigkeit, die ein Erleben der zeitlosen Stille, Weite und Ordnung ermöglicht. Gegenwärtigkeit beendet Rastlosigkeit, befreit von Ängsten und Illusionen, sie verleiht Mut.

 

„Lernen im Yoga richtet sich darauf, jedes Vorgehen logisch und in einem Zustand von Erfüllung zu vollenden. Es ist eine  fortlaufende Vervollkommnung aller in Raum und Zeit ausgeführten Aktivitäten, die sich so in nicht- räumliche (unendliche) und nicht zeitliche (zeitlose Ewigkeit) Existenz auflösen.“  (Zitat Sri S. Rajagopalan)

Dabei steht nicht die vollkommene Haltung im Vordergrund, sondern die vollkommene Wahrnehmung dessen was man tut und dessen was man fühlt. Dies wiederum intensiviert die Selbstwahrnehmung und das Körperbewusstsein.

 

Kurz gesagt  beinhaltet der Yoga u.a. die Empfehlung nicht nur eine Beruhigung und Entspannung zu suchen, sondern auch die Erkenntnis der Ursache für die Unruhe und Spannung. Erst durch diese Erkenntnis findet eine dauerhafte Veränderung statt.

Wodurch ist Erkenntnis möglich?

Zunächst findet man die Empfehlung, sich die Mittel zur Beobachtung der inneren Vorgänge bewusst zu machen. Das Instrument dafür ist die Wahrnehmung. Wenn die Aufmerksamkeit richtig geleitet und auf die inneren feinen Vorgänge im Körper gelenkt ist, verfeinert sie die Wahrnehmung.

 

Etwas zu erkennen wird möglich, wenn man ruhig, wach und bewusst hinschaut. Ruhig und wach wird der Geist, wenn seine Aufmerksamkeit ohne Bewertung, Erwartung oder Befürchtung, auf „Eins“ ausgerichtet ist.

 

Solche Ausrichtung befreit von der Trauer um die Vergangenheit und von der Sorge um die Zukunft, und ermöglicht somit die vollkommene Gegenwärtigkeit.  Diese wiederum ist die Seele der Erkenntnisfähigkeit. Sie ermöglicht die Erfahrung 
von innerem Reichtum, von Frieden, Freundlichkeit und der zeitlosen Wirklichkeit.

Die Praxis des Hatha-Yoga

Der Körper dient im Hatha-Yoga als Werkzeug, um diese  oben genannten Ziele zu erreichen. Jede Yoga-Haltung wird aus einer entspannten körperlichen und geistigen Haltung heraus praktiziert und kann an ihrer Mühelosigkeit erkannt werden. Leichtigkeit und Stabilität zeichnen die Qualität solcher Haltungen aus. Schnelle, ruckartige Bewegungen werden gemieden, die Betonung liegt auf der langsamen Dehnung, die eine körperliche und psychische Entspannung bewirkt.

  

Der Körper wird  vor, während und nach der Übung sehr aufmerksam und wohlwollend  wahrgenommen. Dort können  feine Veränderungen beobachtet werden. Diese Beobachtung führt zur Beruhigung der Gedanken und Verfeinerung der Wahrnehmung.

  

Die Übungen, in richtiger Weise ausgeführt, haben u.a. eine positive Wirkung auf den Körper und seine Haltung, verbessern die körperliche Flexibilität, die Konzentrationsfähigkeit und beruhigen das Nervensystem.

 

Der  Hatha Yoga gilt in Indien - und nicht nur dort - als eine Vorbereitung für die geistige Übung, die Meditation genannt wird. Ist der Körper vorbereitet und der Geist beruhigt, sind die besten Voraussetzungen für die innere Ruhe geschaffen. Diese innere Ruhe ist nicht das Ende des Weges sondern der Anfang der möglichen Erkenntnisse.

„Wer nicht gefestigt ist, hat weder Erkenntnisvermögen
noch ist sein Denken ruhig.
Der Mensch ohne Ruhe im Denken findet keinen Frieden,
und wer keinen Frieden findet, wie kann der glücklich sein?

Bhagavad Gita II,66